Bereits vergangene Woche hatte ein Waldbrand am Hochwandkopf oberhalb der Martinswand gewütet. Nach einem vorläufigen Brand-Aus loderte die Glut vier Tage später wieder auf. Die Bergrettung Innsbruck wurde am Mittwoch zum ersten Mal zum Assistenzeinsatz am Hochmahdkopf gerufen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren Feuerwehren und Hubschrauber im Einsatz und wir bereiteten uns auf Sicherungsmaßnahmen vor. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde der Feuerwehreinsatz allerdings abgebrochen, nachdem die sichtbaren Flammen eingedämmt waren. Für uns gab es nur noch eine Besprechung zur Einsatzplanung mit der leitenden Feuerwehr Zirl.
Am Donnerstag um 7 Uhr früh starteten wir in den zweiten Tag Assitenzeinsatz. Und dieser Tag hatte es durchaus in Sicht. 11 Stunden sollte unser Einsatz dauern. Für uns als Bergrettung ist der Einsatz auf heißem Boden natürlich grundsätzlich beübt, aber dann doch ungewohnt. Auf heißem Boden eines Waldbrandes arbeiten wir vor allem mit Stahlseilen, teils auch mit Kevlarseilen. Dyneema ist in der Hitze eines Waldbrandes leider unbrauchbar. Der Einsatz von Stahlseilen führt zu besonderen Herausforderungen, beginnend bei der Logistik der schweren Geräte.Auch an die Sicherungen selbst werden besondere Anforderungen gestellt. Und dann kommt noch die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr hinzu. Die Feuerwehr ging in diesen Tagen sehr professionell vor, aber die Zusammenarbeit ist natürlich nicht eingespielt.
Vor Ort wurde Material der Feuerwehr durch den Flugdienst eingeflogen, wir transportierten unser Material zu Fuß vom Ende des Forstweges an und waren somit autonom. Es galt nun, an jenen Stellen, wo der Boden kühl war Stände aufzubauen, um Feuerwehrteams bei ihrer Arbeit gut sichern zu können. Das Gelände des Waldbrandes begann nämlich oben flach und wurde nach unten hin immer steiler, bis es in Felsen abbrach. Je weiter die Bekämpfung des Waldbrandes fortschritt desto höhe wurde also die Absturzgefahr. Dementsprechend bauten wir neben den Standplatzsicherungen auch Geländerseile auf. Grob geschätzt waren 20.000 Quadratmeter Waldboden betroffen.
Die anwesenden Feuerwehrleute waren äußerst kooperativ, und die Zusammenarbeit funktionierte hervorragend. Kleinere Probleme wie mangelnder Funkkontakt zwischen den Einsatzorganisationen wurden vor Ort gelöst. Wir kamen immer besser in Übung was die Bedienung der Stahlseile anging, und so konnten wir mit 6 gleichzeitig anwesenden Bergrettern schließlich drei Stahlseilstände und einen Statikseilstand betreiben. Ein Teil unseres Teams konnte tagsüber auch gewechselt werden. Seitens der Feuerwehr wurde der Vormittag überwiegend von der Feuerwehr Zirl abgewickelt, unterstützt wurden sie im Lauf der Zeit aber auch von Feuerwehren aus Inzing, Hatting, Absam, Völs und dem Sellrain – wenn wir jemanden vergessen haben bitten wir das zu entschuldigen; vor Ort passierte Vieles gleichzeitig.
Während des gesamten Einsatzes kam es zu intensiven Löschwasserabwürfen von drei Helikoptern gleichzeitig, koordiniert vom Flugdienst der Feuerwehr. Ein Hubschrauber war beinahe durchgehend damit beschäftigt, Wassernachschub für die verlegten Leitungen zu besorgen, während zwei weitere Helikopter schwere Rotationen von Martinsbühel flogen. Hunderte Rotationen führten zu beständigem Fluglärm, der die Kommunikation vor Ort nicht gerade vereinfachte.
Mit unserer Unterstützung konnte die Feuerwehr schließlich in immer unwegsameres Gelände vorstoßen und Glutnester bekämpfen. Zu Beginn standen wir in Rauchschwaden, diese ließen nun langsam nach. Auch auf Gelände, das nach unserer laienhaften Einschätzung bereits geklärt war gab es durchaus Überraschungen: So wurde beispielsweise an einem Standplatz mittels Wärmebildkamera gemessen: das Gelände oberflächlich war abgekühlt, zehn Zentimeter tiefer herrschten 600 Grad Celsius.
Die logistische Organisation der Feuerwehr war hervorragend: neben dem Flugplatz Martinsbühel galt es etwa auch, Wasser mittels Tankwagen aus dem Brunntal zum Umschlagplatz am Ende der Forststraße hinter der Kirchbergalm zu bringen. Mehr als 30 Rotationen mit schweren Tankwagen waren dazu notwendig, das restliche Wasser konnte vom Inntal geflogen werden. Es zeigte sich dabei zum Beispiel auch, dass Koordination der Fahrten zwischen Feuerwehr und Bergrettung auf einer engen Forststraße sinnvoll ist. Die Logistik ging aber auch bis zu Versorgung der Feuerwehr und von uns mit Wasser und Wurstsemmeln. Danke dafür, dass alles so gut funktioniert hat!
Abends konnte sich die Feuerwehr aus den gefährdeten Gebieten wieder zurückziehen und wir konnten abrücken. Heute Freitag früh kam es zu einer erneuten Einsatzkoordination und die Bergrettung Innsbruck rückte mit einem kleinen Team wieder zur Assistenz aus. Nach Befliegung mittels Hubschraubern konnte der Einsatz jedoch beendet werden. Für uns ein spannender und lehrreicher – nicht alltäglicher Einsatz.
Noch während der Assistenzleistung am Hochmahdkopf kam es zu einer weiteren Alarmierung durch die Leitstelle Tirol auf der Rumer Spitze. Dieser Einsatz konnte durch die Ortsstelle Hall durchgeführt werden. Wenig später folgte der nächste parallele Einsatz, diesmal auf der Skipiste am Ziegl auf der Nordkette. Eine verletzte Wandererin wurde dabei von der Bergrettung Innsbruck mittels Gebirgstrage abtransportiert. Dass wir in der Lage sind, zwei derartige Einsätze parallel abzuwickeln spricht für die Ortsstelle und für die Einsatzfreude aller Innsbrucker BergretterInnen – Danke dafür! (gebi)