700 Höhenmeter Lawine

Bei Einbruch der Dämmerung erreichte uns gestern die Information über einen Lawinenabgang unterhalb der Rumer Spitze im Bereich der Arzler Reise. Eine Meldung dieser Art hatten wir in den vergangenen Wochen aufgrund der Schnee- und Witterungssituation immer wieder besprochen. Das Meldebild lautete: eine Person war gegen 16.30 abgefahren, hinter der Person ist eine Lawine abgegangen. Der Melder kann nicht ausschließen dass noch weitere Personen im Bereich der Lawine unterwegs waren.

Der Bereich wurde daraufhin sowohl vom Notarzthubschrauber C1 wie auch von der Libelle der Flugpolizei abgeflogen. Die Spurenlage war nicht eindeutig, eine erste LVS-Suche aus dem Hubschrauber negativ. Aufgrund der unklaren Situation wurde ein Einsatz der Bergrettung Innsbruck ausgelöst.

Wie immer bei Lawineneinsätzen begann der Einsatz etwas hektisch. Wir trafen uns voll ausgerüstet in der Ortsstelle und transportierten unser Material zum vereinbarten Pickup-Platz mit dem Hubschrauber. Die Libelle der Flugpolizei landete an der Sillmündung, was zu viel Aufsehen bei PassantInnen und BewohnerInnen führte. Wir sperrten den Bereich ab und shuttelten den Einsatzleiter sowie einen Arzt auf die Lawine, um das Lagebild besser abklären zu können. Inzwischen waren die Hundeführer alarmiert worden, von denen zwei vom Flughafen aus durch den Notarzthubschrauber C1 ebenfalls auf die Lawine, deren Anriss auf ca. 2.000 Metern Seehöhe lag, geshuttelt wurden. Der Anriss der Lawine war nur etwa 40 Zentimeter hoch, es war jedoch bereits von oben zu sehen dass sich die Lawine durch die gesamte Arzler Reise nach unten ziehen würde. Mehrere Staubereiche waren zu erkennen.

Wir begannen mit der LVS-Suche sowie der Suche mit Hunden in den Staubereichen. Insgesamt 8 BergretterInnen konnten so auch noch in der Dunkelheit durch die Hubschrauber auf die Lawine geflogen werden. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Besatzungen für den professionellen Service. Der Rest der Einsatzmannschaft machte sich mit drei Einsatzfahrzeugen auf den Weg zum Auslauf der Lawine.

Die Lawine zog sich in mehreren Armen über 700 Höhenmeter nach unten, wobei der Schnee deutlich durchfeuchtet war und die Luft für die Jahreszeit weitaus zu warm. Wir teilten uns die Arbeit auf und suchten die Lawine weiter mit LVS und Hunden ab. Inzwischen konnte die Einsatzmannschaft auch weitere Informationen vom Melder einholen. Knapp drei Stunden nach Beginn des Einsatzes stellten wir nach menschlichem Ermessen fest, dass keine weitere Person unter dem Lawinenkegel zu erwarten ist und stellten die Suche ein. Ein Danke an alle Beteiligten für den Einsatz, der die Bereitschaft zur Hilfe auch in unklaren Situationen zeigt. Wir selbst können einige wichtige Erkenntnisse aus dem Einsatz ziehen, um künftige Lawinen noch sicherer und effizienter bewältigen zu können. (gebi)

Lawineneinsatz Arzler Reise 23.2.2021