„Verletzte Person Knappensteig Hungerburg“ lautete die erste Einsatzmeldung. Das klingt nach einem Standardeinsatz für die Innsbrucker Bergrettung. Nicht weit oberhalb der Stadt, über Steige gut zu erreichen. Schon bei der Anfahrt stellte sich aber heraus, dass die Sache komplizierter werden würde.
Die Ortsangabe war nämlich definitiv falsch. Aber wo sich die Verletzte befindet, das war eine schwierigere Frage. Bald wurde klar, dass sie Hungerburg und Seegrube verwechselt hatte, von wo sie losgegangen war. Bei einer Hütte hatte sie etwas getrunken, aber bei welcher war ihr nicht klar. Die Bergrettung Innsbruck kann es aber auch beinahe mit der Kriminalpolizei aufnehmen: Die Verletzte schickte uns ein Foto von ihrer Einkehr, wodurch klar wurde dass sie auf der Bodensteinalm gewesen war. Anschließend war sie von dort abwärts gegangen und an einem Bankerl mit der Aufschrift „Christines Ruhe“ vorbeigekommen. Zur Sicherheit wurde der C1-Hubschrauber informiert, falls ein Suchflug notwendig würde.
Lange Rede kurzer Sinn: Suchgruppen wurden gebildet, und auf einem Jägersteig konnten wir die Verletzte schließlich entdecken. Sie hatte starke Schmerzen und wie sich im Krankenhaus herausstellen sollte einen Mehrfachbruch am Sprunggelenk erlitten. Die Lage am Jägersteig inmitten der Latschen machte eine Taubergung mit dem Notarzthubschrauber sinnvoll, die Verletzte konnte rasch geborgen werden und wir hatten einen unerwartet komplexen Einsatz erlebt.
Für BergsportlerInnen gilt: Je besser man sich darüber informiert, wo man unterwegs ist umso leichter wird auch eine eventuelle Rettungsaktion. Genaue Ortsangaben führen zu einer enorm verbesserten Rettungsgeschwindigkeit. Und für die Gebiete mit Handyempfang empfehlen wir jedenfalls, die Notfall-App der Bergrettung Tirol schon zu Hause am Handy zu installieren. Mit dieser kann man im Notfall GPS-Daten an die Leitstelle Tirol übermitteln und automatisch eine Telefonverbindung herstellen. Unsere Arbeit erleichtert das jedenfalls enorm.