Anwärter Winterkurs Jamtal

Wer Bergretter werden will muss früh aufstehen: Um 5.23 Uhr stiegen mit Phillip und Gebi zwei der drei heurigen Innsbrucker Bergrettungs-Anwärter in den Zug. Auf ging’s ins Paznaun zum Ausbildungszentrum Jamtal der Bergrettung Tirol.

In Galtür erwartete uns bereits das Ausbildungsteam, das aus erfahrenen Bergführern und Bergrettern besteht.

Gleich nach dem Aufstieg wurde nicht lange herumgefackelt uns es ging ins Gelände: Spaltensturz, Totmanngraben und Seilrolle, Fels- und Gletscherexpress standen gleich auf dem Programm. Im Ausbildungszentrum selbst wurden wir von Koch Roland wunderbar verköstigt, damit wir uns aus das Wesentliche konzentrieren konnten: Lernen und Üben für den Ernstfall. Es war spannend die unterschiedlichen Zugänge der Ortsstellen aus den verschiedenen Teilen Tirols zu erleben: insgesamt 28 überwiegend junge Menschen waren zu diesem Winterkurs gekommen – einem von gleich mehreren im Winterhalbjahr. Erfreulicherweise waren unter den 28 AnwärterInnen auch 6 Frauen – Tendenz steigend wie uns das Ausbildungsteam erklärte. Die TeilnehmerInnen kamen neben Innsbruck aus so unterschiedlichen Ortsstellen wie Sillian, Schwaz, Jenbach, Nesselwängle, aus Ginzling, aus dem Vorderen Stubai und noch vielen weiteren.

Das Wetter in der Silvretta wurde schon am zweiten Tag des Kurses bedeutend schlechter und sollte auch so bleiben, doch wir ließen uns auch von Wind und Schnee nicht abhalten: Mannschaftsflaschenzug mit dem Dyneema-Set, Rettungstechniken 4×4, Standplatzbau in Firn und Eis, sicheres Abseilen nach Lehrmeinung und immer wieder Techniken zur Selbst- und Kameradenrettung am Gletscher. Als es um Karte und Bussole ging wurde es für manche schon etwas schwieriger, die Navigation ohne Handyakku will gelernt sein: Vorwärts einschneiden, rückwärts einschneiden, seitwärts abschneiden, Kartenkunde – und die Tour im Gelände zeigte, dass wir die Wegpunkte fanden die wir uns überlegt hatten. Immerhin eine steilere Rinne erlaubte auch das Wetter in dieser Woche bevor Wind und Schnee für einen Anstieg der Lawinenwarnstufe auf 4 sorgten.

Wir vergnügten uns inzwischen mit Drytooling am Fels und auch der Boulderraum in der Jamtalhütte bekam den einen oder anderen Besuch von uns. Dann ging es doch wieder ins Gelände und unsere gegrabenen Rutschblocks und Säulentests zeigten genau jenes Ergebnis, das auch der Lawinenwarndienst Tirol am kommenden Tag analysieren sollte: schwache Verbindungen innerhalb der Neuschneeschichten durch Temperaturänderung während des Schneefalls und der Verfrachtungen.

LVS-Suche und Sondieren gehört zum Bergrettungs-Standard, ebenso richtiges Ausgraben von Verschütteten. Der Umgang mit dem Recco-Suchgerät war hingegen für einige von uns neu und braucht Übung. Auch abseits der Rettungs- und Bergetechniken lernten wir natürlich Nützliches (Uwe: „So schießt man ein Seil richtig auf. Erstens schaut es super aus und zweitens kann es nicht jeder.“).

Die Abende waren gefüllt mit Vorträgen: Unterkühlung und Erfrierungen, Triage, Funkschulung, Schnee- und Lawinenkunde, Kommunikation im Einsatz und so manches Thema mehr. Das alles wollte dann natürlich in Einsatzübungen ausprobiert werden und anschließend analysiert: Wurde auf die Festlegung eines Fluchtweges im Lawineneinsatz vergessen? Wie konnte es sein, dass Anordnungen zu LVS-Einstellungen nicht bei allen Teilnehmern angekommen sind? War der Triageplatz sinnvoll gewählt? Wurde auf Recco-Probleme richtig reagiert? Die Einsatzübungen wurden anfänglich vom Ausbilderteam geleitet, später übernahmen wir selbst die Einsatzleitung.

Nach einer Woche Sauwetter und Bedarf aufgrund zunehmend prekärer Lawinensituation traten wir schließlich nach gründlichem Hüttenputz mit Unterstützung des BMI die Heimreise an. Fest steht jedenfalls: Wir kommen wieder – zum Sommerkurs.

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