Bergrettung, das bedeutet oft auch Improvisation. Es gibt natürlich auch Schema-F-Einsätze, und bei vielen Einsätzen hilft uns unsere Routine, um sie in gewohnter Art und Weise abzuwickeln. Und dann gibt es immer wieder Einsätze, wo Improvisation und Kreativität gefragt sind. Vorgestern fand wieder so einer statt.
Ein Kletterer hatte sich beim Abstieg vom Klettergarten Galerie verletzt, weil er von den Stahlsprossen abgerutscht war und aufgrund der Verletzungen beim Aufprall beide Beine nicht mehr verwenden konnte. Vom Einsatzleiter der Bergrettung Innsbruck wurde telefonisch abgeklärt, ob eine terrestrische Bergung in Frage kommt und anschließend rückten 5 Bergretter aus der Ortsstelle aus. Wir brachten unser Berge- und Sanmaterial vom AV-Parkplatz Martinswand zur Galerie. Dort konnten wir den Verletzten schienen und uns währenddessen Gedanken über seinen Abtransport machen. Als schonendste Möglichkeit stellte sich ein Abtransport mit der Bahn heraus, die hier unmittelbar aus dem Martinswand-Tunnel kommt. In Rücksprache mit dem Notfallkoordinator der ÖBB wurde besprochen, welche Züge fahrplanmäßig unterwegs sind und welcher Zug stehen bleiben könnte. Schlussendlich entschieden wir uns für eine S-Bahn von Seefeld nach Innsbruck. Diese blieb dann beim entsprechenden Gleiskilometer stehen, wir luden den Patienten zum Erstaunen der Fahrgäste auf der Gebirgstrage in die Bahn ein und fuhren mit ihm zum Bahnhof Hötting, wo wir ihn dem Rettungsdienst übergeben konnten, welcher ihn in die Klinik Innsbruck brachte.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei den ÖBB und bei der Leitstelle Tirol für die hervorragende Zusammenarbeit bedanken. Es handelte sich nicht um den ersten Abtransport mit der Bahn – bereits im vergangenen Sommer hatten wir auf diese Möglichkeit auf der Brennerbahn zurückgegriffen. Der Einsatz fand auch medialen Niederschlag, hier ein Beispiel dafür. Für uns handelte es sich um einen entspannten Einsatz, bei dem dem Patienten sicherlich in der schonendsten Form geholfen werden konnte. Gute Besserung! (gebi)
