Am vergangenen Samstag war es wieder so weit. Wir haben unsere jährliche Wandbergeübung durchgeführt. Diesmal war wieder die Hechenberg Südwand an der Reihe. Insgesamt 18 Kameradinnen und Kameraden rückten der imposanten Wand zu Leibe.
Zuerst gab es eine Einführung über die Wand (Zustiege, Einstiege, Kletterrouten,…) und ein Rückblick auf den letzten großen Einsatz in der Wand. Das heutige Ziel war es einmal unser neues Seil, insgesamt 800m, zum Einsatz zu bringen (mittels Seilverlängerung), die Zustiege und einen eventuellen Patientenabtransport aus der Wand im unteren Wanbereich zu optimieren.
Unsere erste Station war der Stützpunkt der Libelle (Hubschrauber des Innenministeriums) am Flughafen. Im Einsatzfall kann es zu einem Shuttle der Bergemannschaft auf den Hechenberg-Südturm kommen. Pilot Metzler Helmut gab uns mit Flight-Operator Florian Bauernfeind eine Einführung am Hubschrauber – der „Umgang“ mit dem Hubschrauber muss immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Vielen Dank an die Crew für ihre interessante Ausführung und ihre tolle Unterstützung an diesem Tag.
Anschließend wurden 2 Teams gebildet. Ein Bergeteam und ein Team für den unteren Wandbereich. Wir starteten in einen interessanten und aufschlussreichen Übungstag. Die Bergemannschaft startete in Richtung Hechenberg Südturm und die „Bodenmannschaft“ startete mit allen 3 Einsatzfahrzeugen der Bergrettung Innsbruck in Richtung Wandfuß.
Als die Bergemannschaft am Aufbauplatz angekommen war, konnte sie von oben unsere Einsatzfahrzeuge bei ihrer ersten Hürde stehen sehen – es musste herausgefunden werden, wie der Bahnschranken für Einsatzfahrzeuge geöffnet werden kann, um auf die Nordseite des Bahnportals zu gelangen. Nach intensiver Recherche gelang es unseren Kameraden, mit Hilfe der Leitstelle-Tirol und der ÖBB, die Schranken zu öffnen und ihre Fahrt fortzusetzen.
In der Zwischenzeit konnte das Bergeteam den ersten Retter für sein Abseilmanöver vorbereiten. Nach einem letzten gründlichen Check wurde unser Kamerad über den Bachmannpfeiler abgelassen. Nach fast genau 400m am Seil landete der Retter in Höher der Einstiege. Aufgrund des sehr unwegsamen Geländes in diesem Bereich, wurde der Retter weitere 100m zu einem Stand in einer Rinne abgeseilt. Dort kamen ihm schon die ersten Kameraden des Wandfuß-Teams entgegen und konnten mit ihm gemeinsam den weiteren Abstieg, über den Zustieg zu den Hechnberg-Routen, beginnen.
Nachdem der Retter das Seil frei gab, konnte mit dem Aufziehen von 500m Seil begonnen werden. Mit den neuen Dyneema-Seilen ist das fast schon „easy going“ im Vergleich zu den alten, schweren Stahlseilen ;-). Nichts desto trotz sind auch 2 x 500m Seilstränge Arbeit genug und es wartete ja noch ein weiteres Abseilmanöver in einem anderen Wandbereich.
Der zweite Retter wurde vorbereitet und man erkundetete den genauen Einstieg in das dichte Latschenfeld durch das man zunächst durch muss, um an den Wandabbruch zu kommen. Es ist immer wieder eine Herausforderung den richtigen Weg durch die Latschen zu finden. Fädelt man falsch ein, hat man fast keine Korrekturmöglichkeiten am Wandabbruch. Der erste Versuch war etwas zu weit westlich und unser Retter musste nochmals einige Meter heraufgeholt werden, bevor er im Bereich der Spitzenstätter-Schoißwohl über die Wand abgelassen werden konnte.
In diesem Bereich kam nun fast unser ganzes Seil zum Einsatz. Zuerst 400m, dann wurden weitere 200m verlängert und zum Schluss wurden nochmals 200m Dyneema-Seil dazu gehängt. Der Retter wurde über die gesamte Wand und noch weiter über eine Schlucht, fast bis zum Zustiegsweg, abgelassen. Nachdem der Retter einen sicheren Stand hatte und das Seil frei gab, galt es die fast 700m Seil aufzuziehen. Nun war „Schwitzen“ am Aufbauplatz angesagt.
Leider wurde die Euphorie beim Aufziehen schon früh gestoppt. Ein Seilstrang hat sich verklemmt und die Bodenmannschaft wurde nochmals gebraucht. Ein 2er Team kletterte über die Schlucht nochmals nach oben, um zum Seil zu gelangen und es wieder zu befreien. Wie sich herausstellte eine ziemliche Herausforderung. Aber wie es die Bergretter gewohnt sind, stellen sie sich allen Herasusforderungen und so konnte man im schwierigen Gelände zum Seil hochklettern und es wieder frei machen.
Inzwischen wurde ein Seilstrang hochgezogen und nachdem „Befreien“ des 2ten Stranges konnte man endlich mit dem Aufziehen des restlichen Seiles beginnen. Einmal noch in die Hände „spucken“ und los geht es… fast 700m Seil… können extrem lang sein ;-).
Nachdem das restliche Seil aufgezogen und verstaut wurde, brach die Bergemannschaft Richtung Gipfel auf und von dort weiter zur Neuen Magedeburger Hütte. Bei manchen Kameraden knurrte schon der Magen… ein ganzer Tag „Arbeit“, fast ohne Pause und Essen, hat die Energiedepots ziemlich leer geräumt. Trotzdem war die Stimmung gut und wir freuten uns auf die Wirtsleute der NM-Hütte, auf unsere Kameraden und ein kühles Getränk für unsere trockenen Kehlen.
Es war eine tolle Übung mit vielen neuen Erkenntnissen. Unsere Mannschaft hat toll gearbeitet und unsere „Neuen“ haben sich hervorragend in das Mannschaftsgefüge integriert. Das Wichtigste jedoch… die gesamte Übung ist unfallfrei zu Ende gegangen. Ein herzliches Dankeschön an ALLE Beteiligten. An die Mannschaft der Bergrettung Innsbruck, an die Leitstelle-Tirol und an das Team des Innenministeriums (Libelle) am Flughafen Innsbruck (bb).