Eine neue Erfahrung


Österreich macht im Jahr 2020 bekanntlich eine Reihe neuer Erfahrungen. Zu unseren Lebzeiten waren wir noch nie mit einer Pandemie konfrontiert, wie sie das neuartige Coronavirus SARS Cov-2 mit sich bringt. In der Bergrettung stellt uns das im Einsatz- und Schulungswesen schon seit Monaten vor neue Herausforderungen. Glücklicherweise ist die Einsatzfähigkeit der Ortsstelle Innsbruck bisher immer erhalten geblieben. Für uns ein Zeichen, dass unsere Schutzmaßnahmen auch wirken. So führen wir beispielsweise in der Ortsstelle derzeit nur Online-Schulungen durch, wobei sich diese großer Nachfrage erfreuen. In der vergangenen Woche konnten wir etwa den Naturpark Karwendel als unser Einsatzgebiet vorstellen und dazu auch BergretterInnen aus Hall und Seefeld begrüßen. 65 BergretterInnen konnten so dem Geschäftsführer des Naturparks, Hermann Sonntag zuhören.

Eine neue Erfahrung brachte auch das vergangene Wochenende mit sich. Binnen 10 Tagen wurde ein Massentest auf Coronaviren von den Gebietskörperschaften angesetzt. Für viele unserer BergretterInnen war es eine Selbstverständlichkeit, sich bei dieser großen organisatorischen Herausforderung auch mit ihrer persönlichen privaten Zeit und ihrem Können einzubringen. In den vergangenen drei Tagen waren Innsbrucker BergretterInnen daher in Summe 21 Personentage an zwei Teststationen im Einsatz, und zwar auf der Hungerburg und in der Olympiaworld. Wir konnten ÄrztInnen und SanitäterInnen beisteuern, die dazu beitrugen die Massentestung organisatorisch reibungslos über die Bühne zu bringen. Für den Fall der Fälle hielten wir auch noch weiteres Personal als Backup bereit.

Bereits um 6 Uhr morgens war jeweils Schichtbeginn und die BergretterInnen gestellt. Die Schutzausrüstung ist längst nicht mehr so ungewohnt wie sie noch zu Beginn der Pandemie war. Jeder Tag begann mit einer medizinischen und organisatorischen Einschulung über die Durchführung des Nasenabstrichs und die Funktionsweise der verwendeten Antigentests. Als am Freitag um 7 Uhr die Türen öffneten waren bereits Menschenschlangen bis auf die Straße zu sehen. Nun hieß es also effizient zu arbeiten. Der erste Ansturm war auch schon der größte und anschließend konnte ruhiger vorgegangen werden. Die eingesetzten BergretterInnen waren den ganzen Tag über fröhlich und freundlich und nahmen allen zu Testenden die teilweise bestehenden Ängste. Besonders bei Kindern ist hier natürlich Einfühlungsvermögen gefragt. Die Fröhlichkeit und Freundlichkeit verband uns auch mit den sonstigen MitarbeiterInnen: egal ob vom Stadtmagistrat Innsbruck, von den freiwilligen Feuerwehren Hungerburg und Hötting oder weitere Freiwillige wie etwa Innsbrucker GemeinderätInnen. Alle drei Tage wurde so konzentriert und gut gelaunt gearbeitet.

Tatsächlich konnten auch an unseren Teststationen Personen ausfindig gemacht werden, die nichts von ihrer Infektion wussten. Die positiven Antigentests wurden sofort gemeldet und die Personen zur Überprüfung mittels PCR-Test eingeladen. So ist es hoffentlich gelungen, einige Infektionsketten zu durchbrechen, die ansonsten zu weiteren Clustern führen hätten können. Das nachgelagerte Contact Tracing seitens der Stadt Innsbruck hat dann die restliche Arbeit zu erledigen. Viele Menschen waren aber auch sehr froh, als sie von ihrem negativen Testergebnis erfuhren und bedankten sich ausdrücklich dafür. Wir BergretterInnen haben in den vergangenen Tagen viel Lob und Dank erfahren und stehen natürlich auch weiterhin dafür bereit einzuspringen, wo es für die Gesellschaft notwendig ist. Ein bisschen dient das schlussendlich auch dafür, dass wir die Freiheit in den Bergen die notwendige Voraussetzung für die Ausübung unseres Vereinszweckes ist auch bald wieder uneingeschränkt genießen können. Bleibt gesund! (gebi)