Familie am Innsbrucker Klettersteig blockiert

Das Wetter war extrem schlecht: strömender Regen, Nebel, Wind, keine sommerlichen Temperaturen und die Sicht war sehr eingeschränkt. Dies waren alles keine optimalen Voraussetzungen, um den Innsbrucker Klettersteig noch selbständig fertig zu gehen und dann zur Bergstation zurückzukehren.

Eine amerikanische Familie kam um 17 Uhr, bei der Begehung des Innsbrucker Klettersteiges an ihre persönlichen Grenzen und der Vater musste einen Notruf absetzen. Da die Netzabdeckung auf der Nordkette leider sehr eingeschränkt ist, waren die verstiegenen Personen nach dem Notruf telefonisch nicht mehr erreichbar. Das erschwerte den gesamten Einsatz, da man überhaupt nicht wusste, was geschehen ist und wo genau sich die Personen befanden!

Sieben Bergretter:innen starteten von der Seegrube aus in Richtung Langen Sattel, um von dort weiter Richtung Kemacher aufzusteigen. An diesem Abend war mit keiner Hubschrauberunterstützung zu rechnen, da das Wetter es nicht zuließ. Am Bergkamm begrüßte uns noch ein kräftiger Nordwind und machte das Ganze noch unwirtlicher. Kurz unterhalb des Kemacher Gipfels konnten die 4 Personen ausfindig gemacht werden. Sie kamen nicht mehr selbständig weiter, waren stark unterkühlt und desorientiert.

Nach einem Check aller vier Personen unternahmen wir alles Mögliche, um die Unterkühlung weiter einzudämmen. Wir statteten die Familie mit zusätzlicher Bekleidung und Rettungsdecken aus, bevor wir gemeinsam mit ihnen den Weiterweg zum Notbiwak starteten. Der Weg dorthin war sehr steil, ausgesetzt, felsig, brüchig und rutschig. Wir konnten jedoch unsere Patient:innen sicher zum vorläufigen Notbiwak bringen.

Dort angekommen bereiteten wir alles für den langen Abstieg vom Sattel, zurück zur Bergstation der Nordkettenbahn vor. Das Wetter begrüßte uns erneut mit mehr Regen. Langsam wurde es auch dunkel und die Erschöpfung und die eintretende Müdigkeit bei unseren Patient:innen wurde immer stärker. Trotzdem war noch Konzentration und Kraft erforderlich.

Als wir dann endlich das Licht der Bergstation erblickten, war die Erleichterung bei den in Bergnot geratenen Personen spürbar. Die letzten Meter waren geschafft und endlich konnte man sich im warmen und trockenen Warteraum etwas ausrasten.

Nach Erledigung aller Formalitäten mit der Bergbahn konnten wir auf die Hungerburg zurückfahren und von dort aus die Familie nach Innsbruck in ihr Hotel bringen. Die Familie wird wohl heute Nacht so gut wie noch nie schlafen… und das in Innsbruck ;-).

Herzlichen Dank für die Unterstützung der Nordkettenbahnen, der Alpinpolizei und der Libelle (die jederzeit bereit gewesen wäre). (bb)

Presse: Kronenzeitung 2024-08-20_Tirol_Seite_17

 

 

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