Zwei große Ereignisse in direktem Zusammenhang mit der Bergrettung Innsbruck feiern im Juli 2023 runde Geburtstage:
40 Jahre Christophorus 1 und OEAMTC Flugrettung und 70 Jahre Erstbesteigung des Nanga Parbat durch Hermann Buhl.
Gründung der organisierten Flugrettung in Österreich durch den Ortsstellenleiter der Bergrettung Innsbruck vor 40 Jahren.
Bereits seit den 1960ern gab es in Österreich in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und dem Bundesheer Rettungen aus der Luft. Anfangs mit kleinen Super Piper Flugzeugen, unter der Leitung und oft auch unter der Steuerung des legendären Innsbrucker Piloten Eduard Bodem und später mit Hubschraubern wurden alpine Rettungen durchgeführt. Der Innsbrucker Bergrettungsarzt, Gefäßchirurg und Ortsstellenleiter Prof. Dr. Gerhard Flora richtete hierfür eine Ärztebereitschaft ein.
Die Nachbarländer hatten bereits organisierte, eigenständige Flugrettungsorganisationen. In Deutschland entwickelten sich diese, anders als in Österreich nicht aus dem Bedarf der Bergrettung heraus sondern um auch in entlegenen Gebieten insbesondere Opfer von Verkehrsunfällen schnell zu versorgen und zu transportieren. So kamen finanzstarke Automobilclubs wie der ADAC zur Flugrettung. Die Einrichtung des Flugrettungswesens in Österreich durch die Bergrettung wurde diskutiert, man traute sich an die großen Investitionen als „kleiner Rettungsverein“ aber nicht heran. Es ist Prof. Gerhard Flora zu verdanken, dass der OEAMTC in die Flugrettung eingestiegen ist und mit seiner Hilfe endlich ein flächendeckendes Notarzthubschrauberwesen in Österreich aufgebaut werden konnte.
Am 01. Juli 1983 startete der neu gegründete Christophorus 1 von Innsbruck aus zu seinem ersten Einsatz. Abertausende sollten folgen. Prof. Gerhard Flora wurde zu einer prägenden Gestalt der Berg- und Flugrettung. Lange stellten am Christophorus 1 fast ausschließlich Innsbrucker Bergretter die Flugretter. Flugrettung war Bergrettung und Bergrettung war Flugrettung. Ein überholtes Kirchturmdenken, gesteigerte medizinische Ansprüche mit der (von den Bergrettern lange ignorierten) Ausbildung zum Notfallsanitäter, dem aufkommenden Konkurrenzdruck durch die marktwirtschaftliche Öffnung der Flugrettung in Tirol und bedingt für Teamwork geeignete Einzelpersonen entfremdenden sich Vater Bergrettung und Sohn Flugrettung in den 1990ern und Nullerjahren zunehmend voneinander.
Mit einem Generationenwechsel auf allen Ebenen ist nun seit einiger Zeit wieder ein Rückbesinnen auf die gemeinsamen Gene möglich.
Zum 40. Geburtstag des Christophorus 1 gratulieren wir als Bergrettung Innsbruck herzlich und freuen uns auf die kommenden Jahrzehnte der gemeinsamen Rettung von verunglückten Menschen in unseren gemeinsamen Bergen! (Haslbacher)
Zur weiteren Lektüre empfehlen wir:
Artikel über Eduard Bodem von Walter Spitzenstätter auf dieser Homepage:
https://innsbruck.bergrettung.tirol/pioniere-der-tiroler-flugrettung
Artikel über Gerhard Flora von Walter Spitzenstätter auf dieser Homepage:
https://innsbruck.bergrettung.tirol/gerhard-flora-dr