Eigentlich waren wir noch mitten in den Weihnachtsfeierlichkeiten, als wir am Weihnachtstag zu einem Lawineneinsatz alarmiert wurden. Die erste Alarmierung hatte es in sich: „Lawinenabgang Direttissima mit 10 Verschütteten“… 3 Minuten später eine weitere Meldung über die Leitstelle mit „Nach Lawine klares LVS Signal“. Solche Nachrichten lassen auch bei den erfahrensten Bergretter:innen Unruhe aufkommen.
Die Alarmierung erfolgte nach der Lawinenausrückordnung LAW-GROSS. Dabei wird aufgrund der hohen Anzahl an Verschütteten ein breites Spektrum an Einsatzmitteln (Bergrettung, Hubschrauber, Hundeführer, Alpinpolizei u.v.m.) alarmiert. Für die Bergrettung wurden die Ortsstelle Hall und die Ortsstelle Insbruck, als Einsatz leitende Ortsstelle, alarmiert.
Wie bei jedem großen Lawinenereignis ist die erste Zeit die ungeordnete Phase, in der es für den Einsatzleiter darum geht, Ordnung zu schaffen und den Verschütteten so schnell wie möglich zu helfen. Bei diesem Einsatz stand trotz der Weihnachtsfeiertage ein enormes Kräfteaufgebot zur Verfügung. 4 Hubschrauber, die Pistenrettung der Nordkettenbahn, der Lawinenzug der Feuerwehr Innsbruck, ein Bergrettungsarzt mit Notfallsanitäter, ca. 40 Bergretter:innen und 3 Hundeführer mussten koordiniert werden.
Die Bergrettung traf sich am Klosterwiesenareal der Kongregation der Barmherzigen Schwestern, wo der Heli Pickup Platz eingerichtet wurde. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Kongregation der Barmherzigen Schwestern, die uns dies ermöglicht haben. Es ist kein offizieller Landeplatz, aber an diesem Tag durften 4 Helis dort landen. Herzlichen Dank!
Die Libelle war inklusive Alpinpolizisten direkt vor Ort am Lawinenkegel und mit der Aufnahme und Aufklärung des Unfallgeschehens beschäftigt. Es fand ein reger Austausch zwischen Alpinpolizei, Hubschrauberpiloten und BR Einsatzleiter statt. Galt es doch, die Situation so rasch wie möglich weiter abzuklären und die entsprechenden Ressourcen dort einzusetzen, wo sie benötigt wurden. Schnell stellte sich heraus, dass die meisten Betroffenen nicht verschüttet waren oder sich selbst befreien konnten. Es wurden noch ein Handschuh und ein Ski gefunden, deren Besitzer noch nicht ausfindig gemacht werden konnten. In der Zwischenzeit war auch schon der Lawinenzug der Feuerwehren Innsbrucks bereit und standen für einen evetnuelle Einsatz in den Startlöchern, dankeschön.
In der Zwischenzeit saß der Einsatzleiter mit einem weiteren Bergretter im Hubschrauber, um auf die Lawine geflogen zu werden, damit sie sich selbst ein Bild von der Lage machen konnten. Noch bevor der Hubschrauber abheben konnte, wurden die Besitzer des Handschuhs und des Skis gefunden, so dass niemand mehr als vermisst oder verschüttet galt. Die Hubschrauber stellten daraufhin die Motoren ab, um mit dem Einsatzleiter das weitere Vorgehen zu besprechen. Gemeinsam mit der Alpinpolizei vor Ort am Lawinenkegel, den Piloten und dem BR Einsatzleiter wurde dann beschlossen, den Einsatz abzubrechen.
Die Einsatzmannschaften und alle anderen Kräfte wurden informiert und konnten sich wieder dem herrlichen Wintertag widmen. Unglaublich beeindruckend, wie viele Einsatzkräfte an diesem Tag zur Verfügung standen und wie viele andere Menschen hier bei diesem aufregenden Ereignis geholfen haben – ein ganz großes DANKESCHÖN an alle!
Vielleicht ist es auch gut, diese Zeilen zu lesen, um zu wissen, was bei so einem Ereignis alles geleistet wird und wie viele Menschen sich bereit erklären zu helfen. Die Einsatzkräfte können in diesem Fall von einer guten und intensiven Übung sprechen und sind sehr froh, dass alles gut ausgegangen ist und niemandem wirklich etwas Schlimmes passiert ist!
An dieser Stelle soll aber noch auf ein anderes, nicht unwichtiges Thema hingewiesen werden. Jeder Betroffene wird in solchen Momenten auch froh sein, wenn er über einen umfassenden Versicherungsschutz verfügt und somit die Bergungskosten kein Thema sind. Vielleicht will man aber auch die Arbeit der ehrenamtlichen Bergretter:innen unterstützen und wird Förderer der Bergrettung Tirol! Damit tun Sie sich selbst etwas Gutes und unterstützen die Einsatzkräfte bei ihrer ehrenvollen Arbeit. HERZLICHEN DANK! (bb)