Am letzten Samstag sind wir mit einem großen BR-Team zur Martinswand aufgebrochen, um unsere „Meisterprüfung“ abzulegen. In einer groß angelegten Übung mussten wir aus der Kletterroute Auckenthaler zwei blockierte Kletterer retten und parallel dazu einen verletzten Patienten am Aufbauplatz der Auckenthaler versorgen und zum provisorischen Helikopter-Abholplatz bringen.
Für die 24 Bergretterinnen und Bergretter war ein intensiver Tag vorprogrammiert. Doch sie ließen sich auch nach der Einweisung des Einsatzleiters nicht abschrecken und waren hoch motiviert, sich der über 400 m hohen Martinswand zu stellen.
Eines vorweg: Die Martinswand mit ihren klassischen Kletterrouten und die damit eventuell verbundenen terrestrischen Bergungen wurden schon vor Jahrzehnten von unserem langjährigen Ausbildungsleiter und Pionier Kurt Pittracher bestens vorbereitet. Mit enormem Aufwand und viel Schweiß wurden zahlreiche fixe Aufbauplätze eingerichtet. Wir haben nun die Ehre, auf all diese Möglichkeiten zuzugreifen, und sind dafür verantwortlich, dass diese Vorrichtungen erhalten bleiben – danke dir, Kurt!
Zurück zur Übung.
Die 24 Bergretterinnen und Bergretter wurden in zwei Teams aufgeteilt und mit verschiedenen Aufgaben beauftragt. Das erste Team musste den blockierten Kletterern rasch helfen, also ohne viel Zeit verstreichen zu lassen zum Aufbauplatz vordringen und die Bergung einleiten. Das zweite Team hatte die Aufgabe, zwei 200 m lange Seile zum Aufbauplatz nachzuliefern, um das 400 m lange Seil zu verlängern.
Teil der Übung war auch, sich den Weg zum Aufbauplatz genauer anzusehen und die weiteren Aufbauplätze zu lokalisieren. Dabei konnten die spärlichen Felsmarkierungen und die „Katzenaugen“ auf den Bäumen als Orientierung dienen. Beide Mannschaften lösten ihre Aufgabe hervorragend.
Während sich die eine Mannschaft um die Bergung der Kletterer kümmerte, „verletzte” sich einer unserer Kameraden der zweiten Mannschaft an der Abzweigung zum Aufbauplatz (natürlich nur fiktiv für die Übung). Damit ergab sich für diese Mannschaft eine zusätzliche Aufgabe. Sie musste ihren Kameraden zum provisorischen Heli-Pickup bergen, damit er dort dem Hubschrauber übergeben werden konnte. Das war richtig harte Arbeit … Hier blieb kein BR-Shirt mehr trocken. Der Kamerad wurde per Schaufeltrage nach oben geborgen und dabei stets bestens in diesem steilen Gelände gesichert.
Währenddessen lief die Bergung in der Wand schon auf Hochtouren. Unter den Argusaugen unseres Ausbilders seilten die Kameraden den Retter in die Auckenthaler Kletterroute ab. Dabei wurde unser Retter von der gegenüberliegenden Innseite vom Einsatzleiter Tal eingewiesen, damit er den direkten Weg zu den Kletterern findet.
Zu diesem Zeitpunkt waren 24 Bergretterinnen und Bergretter voll beschäftigt und der brütenden Sonne ausgesetzt ☀️😎.
Die beiden Kletterer konnten vom Retter geborgen und am Seil zu dritt bis zum Wandfuß der Martinswand (über 440 m) gebracht werden. Inzwischen konnte auch der Verletzte am Berg zum Zielort gebracht werden. Alles lief wie am Schnürchen, und das Zeitmanagement stimmte perfekt.

Die Bergemannschaft konnte das ausgegebene Seil wieder aufziehen, in den Seilsäcken verstauen und alles für den Abmarsch Richtung Tal vorbereiten. Die zweite Mannschaft war inzwischen auch zum Aufbauplatz unterwegs. Für sie stand noch eine kleine Aufgabe auf dem Programm.
Während eine Mannschaft mit dem schweren Material abstieg, baute die andere das Bergesystem am Aufbauplatz erneut auf. Sie ließen einen Retter einige Meter in die Wand ab und zogen ihn dann per Bergesystem wieder hoch. Auch diese Aufgabe wurde von den Bergretterinnen und Bergrettern perfekt gelöst und stimmte unseren Ausbilder zufrieden. Nachdem der Retter und das Seil wieder am Stand waren, wurde das gesamte Material verstaut und wir konnten mit dem Abstieg ins Tal beginnen.
Im Tal angekommen, waren wir ziemlich durstig, denn die Sonne und das schwere Material hatten uns nochmals so richtig ausgelaugt. Zum Glück hatten unsere Kameraden, die schon im Tal waren, Getränke vorbereitet, um unseren Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen – vielen Dank dafür!
Den erlebnisreichen Tag ließen wir auf der Branger Alm ausklingen, nachdem wir eine ausführliche Übungsnachbesprechung durchgeführt hatten. Gut gestärkt und sehr zufrieden beendeten wir den Übungstag in der Martinswand und unsere kleine „Meisterprüfung“. So darf die Ortsstelle Innsbruck mit ihren Bergretterinnen und Bergrettern äußerst zufrieden sein!
Ein großes Dankeschön an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie an die Kameradinnen und Kameraden, die bei der Organisation der Übung intensiv mitgearbeitet und zum Gelingen beigetragen haben. Vergelt’s Gott 🙏. (bb)