Schnee, steil, kalt.

Das Wetter zeigte sich in Innsbruck nicht von seiner allerbesten Seite. Wenn es in der Stadt schon unangenehm ist, dann kann es auf der Nordkette aber gleich noch einmal ein bisschen unangenehmer sein. Diese Erfahrung machte gestern ein Wanderer. Er war von der Hungerburg aufgestiegen und oberhalb der Seegrube in der Seilbahnrinne in immer steileres Gelände gekommen. Er sah die Station Hafelekar und wollte zu dieser gelangen. In den steilen Schrofen war dann aber Schluss und er setzte einen Notruf ab. Schnee, steil und kalt war die Kombination aus widrigen Umständen die ein Weiterkommen verunmöglichte. Die Gelegenheit zur selbständigen Umkehr war vom Verstiegenen leider versäumt worden.

Zuerst klang der Einsatz für uns nach einer kurzen Fahrt zur Seegrube. Das Wissen um den derzeit gesperrten Fahrweg machte die Sache aber gleich komplizierter und würde bedeuten, dass wir von der Fleischbank aufsteigen müssten. Deshalb unternahmen wir einen aussichtslos geglaubten Versuch: wir versuchten einen Betriebsleiter der Nordkettenbahn zu erreichen, obwohl die Bahn derzeit coronabedingt geschlossen ist. Dabei hatten wir ein Riesenglück: die Mitarbeiter waren gerade vor Ort auf der Hungerburg und mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. Sie zögerten keine Sekunde und erklärten sich sofort bereit, die Bahn für die Bergung in Betrieb zu nehmen. Das beschleunigte unseren Einsatz enorm. Danke dafür! Im Zuge der Abklärung stellte sich heraus, dass der Verstiegene nicht auf der Seegrube sondern in der Seilbahnrinne war, und das ließ uns dann doch einmal tief schlucken.

Mit der Nordkettenbahn ging es daher zwei Sektionen nach oben und am Hafelekar empfing uns Nebel, leichter Schneefall und ein gefrorener leicht schneebedeckter Boden. Aus der Gondel hatten wir den Verstiegenen bereits ausgemacht und so war die Richtung der Bergung schnell klar. Wir stiegen durch das steile Schrofengelände ab und versorgten ihn mit einer Wärmeweste und einem Klettergurt. Währenddessen hatten BergretterInnen bereits ein Sicherungsseil aufgebaut damit wir ohne Verzögerung aus der misslichen Lage starten konnten.

Zügig ging es nach oben, wobei der Anstieg aufgrund der Unterkühlung des Verstiegenen vorsichtig zu wählen war. Er war jedoch jederzeit ansprechbar, so dass sich unsere größte Befürchtung nicht bewahrheitete. Wir hatten uns bereits darauf vorbereitet, dass sogar ein Abtransport in der Gebirgstrage notwendig werden könnte. Gesichert ging es so schnell nach oben und in der Station der Nordkettenbahn waren alle sehr froh über die gelungene Express-Rettung. Am meisten natürlich der Verstiegene selbst, der sich sehr herzlich bedankte. Das machen wir auch noch einmal bei der Nordkettenbahn, die uns auch bei diesem Einsatz sehr behilflich war. Danke für die gute Zusammenarbeit! (gebi)