Sicherheit auch in der Einsatzfahrt

Wenn wir BergretterInnen zu einem Einsatz ausfahren, dann tun wir das häufig mit einem erhöhten Stresspegel. Einige Folgen von Stress sind bekannt, unter anderem eine eingeschränkte Wahrnehmung. Diese eingeschränkte Wahrnehmung stellt bei der Einsatzfahrt mit Sondersignalen natürlich ein besonderes Problem dar, wenn wir uns zügig aber sicher durch den Innsbrucker Stadtverkehr bewegen wollen und schlussendlich auch im alpinen Gelände mit unseren Einsatzfahrzeugen so nah wie möglich zum Unfallort kommen wollen. Dabei geht der Grundsatz Sicherheit vor Geschwindigkeit, aber es ist nicht zu leugnen dass auch Geschwindigkeit manchmal Sicherheit sein kann. Kurzum: Einsatzfahrten sind für uns in der Bergrettung eine Herausforderung und finden bei sehr vielen Einsätzen statt. Das ist ein besonderer Grund, sich damit in der Ausbildung eigens zu beschäftigen.

In der Bergrettung Innsbruck haben wir daher ein EinsatzfahrerInnenkonzept, nach dem wie beispielsweise BergretterInnen theoretisch schulen bevor sie auf Einsatzfahrt gehen. Da geht es um Stressfaktoren ebenso wie um die Straßenverkehrsordnung aber auch um Wissen über die Einsatzfahrzeuge. Wir überprüfen auch das Vorhandensein von Führerscheinen, um unserer Organisationsverantwortung nachzukommen. Die Einsatzfahrzeuge, beispielsweise mit ihrer Ladungssicherung oder ihren Möglichkeiten zum Patiententransport Beben wir natürlich auch in der Ortsstelle unter Mithilfe unseres Fahrzeugreferenten René Schuss. Und dann versuchen wir auch praktische Schulungen anzubieten. Erfahrene EinsatzfahrerInnen stellen in individuellen Schulungsfahrten die Fahrzeuge und ihre Handhabung vor. Und für heuer haben wir uns ein besonderes Zuckerl ausgedacht: eine Fahrtechnikschulung im Offroad-Bereich des ÖAMTC Zenzenhof, gefördert von der AUVA.

Am vergangenen Samstag fanden sich daher 8 Innsbrucker Bergretter und der Fahrzeugreferent der Bergrettung Tirol Herbert Figl am Zenzenhof ein. Nach einer theoretischen Einschulung zum Thema Einsatzfahrten ging es zunächst auf den Rundkurs, wo wir verschiedene Fahrbahnbeläge und das Brems- und Ausweichverhalten der Fahrzeuge testeten. Wir waren mit zwei VW T4, einem Landrover Defender und einem Mercedes Vito am Start. Am Nachmittag ging es dann ins Offroad-Gelände. Dabei stand Rückwärtsfahren am SUV-Kurs ebenso am Programm wie vorwärts und rückwärts auf- und abfahren auf steilen Rampen mit unterschiedlichen Untergründen. Bis zu 30 Grad Steigung stellten dabei für die Fahrzeuge kein Problem dar, uns Fahrer stellte so manche Situation jedoch auf die Probe. In sicherer Umgebung konnten wir das Verhalten von Untersetzung, Automatikgetriebe, Schaltgetriebe oder Bremsverhalten ausprobieren. Auch Schrägfahrten und Assistenzsysteme beim sicheren Bergabfahren zählten zum Programm. Für uns war es eine gute Gelegenheit, die verschiedenen Fahrzeuge auszuprobieren und ihr Verhalten miteinander zu vergleichen. Auch neue Einsatzfahrer konnten damit Fahrzeuge ausprobieren, und wir konnten Grenzen der Leistungsfähigkeit sehen, um sie im Einsatzfall besser einschätzen zu können, damit wir BergretterInnen und PatientInnen sicher zum bzw. vom Einsatzort bringen können. Und wir hoffen natürlich, dass die Ausbildung zu unfallfreien Fahrten beiträgt! (gebi)