Sillschlucht, Sillschlucht und immer wieder Sillschlucht

Die Sillschlucht ist ein häufiges Einsatzgebiet für uns in der Ortsstelle Innsbruck, häufiger als uns lieb ist. Das bringt die Nähe der Stadt zu einer eigentlich wilden Gegend wohl mit sich. Diesen Donnerstag und Freitag war es wieder einmal so weit. Am Freitag Abend wurden wir zu einem Sucheinsatz gerufen. Gegen 20:30 Uhr forderte uns die Polizei zur Unterstützung der Suche an: eine Frau sei in der Früh vom Sonnenburgerhof gestartet und am Abend trotz angekündigter Route nicht zu Hause angekommen.

Wir begannen unmittelbar mit der Suche und zogen neben der Ortsstelle Innsbruck auch die Bergrettungsortsstelle vorderes Stubai, die Suchhundestaffel der Bergrettung Innsbruck/Innsbruck-Land, die Wasserrettung Innsbruck und die Freiwilligen Feuerwehren Natters und Mutters hinzu. Bei Sucheinsätzen mit unklarer Position der Vermissten macht es aus unserer Sicht in der Anfangsphase Sinn, mit möglichst viel Personal auf einmal zu suchen. Dennoch blieb die Suche erfolglos und wir unterbrachen sie gegen ein Uhr früh.

Am Freitagmorgen nahmen wir nach kurzer Nacht die Suche wieder auf. An einem Freitag Vormittag genügend Personal für eine Suche zu finden ist durchaus eine Herausforderung, und zwar für alle Ortsstellen wie wir gesehen haben. In der Wache der freiwilligen Feuerwehr Natters wurde ein Lagezentrum eingerichtet, das Landeskriminalamt übernahm die Koordination und das Bezirksfeuerwehrkommando richtete eine Lageführung ein. Unser primäres Suchgebiet blieb die Sillschlucht, obwohl wir auch viele Kilometer im Umfeld im Blick hatten. Die Logdaten des Handys hatten nur einen groben Anhaltspunkt geliefert. Kaum zwei Stunden nach Beginn kam eine Meldung über die Feuerwehr: leblose Person im Inn bei Hall gesichtet. Die Feuerwehren besetzten die Innbrücken und es gelang ihnen, die Person zu bergen. Reanimationsversuche blieben erfolglos. Ein Abgleich der Fotos machte uns sicher: es handelte sich um die von uns gesuchte Person, und wir brachen den Einsatz ab. Irgendwie musste die Person durch die Sillschlucht in den Inn getrieben worden sein, davon waren wir überzeugt.

Wir fuhren heim zum Mittagessen, und umso mehr überraschte uns dann ein Anruf von der Alpinpolizei: Es handelte sich nicht um die gesuchte Person, bei der Identifikation hatte sich herausgestellt, dass es sich zwar um eine Frau ähnlicher Bekleidung und Statur handelte, es war jedoch definitiv eine andere Person. Also nahmen wir die Suche wieder auf und richteten ein Lagezentrum in der Ortsstelle Innsbruck ein. Wir stellten uns auf eine längere Suche ein, weil das Einsatzgebiet riesig ist.

Gleichzeitig war ein Bergrettungseinsatz auf der Magdeburger Hütte abzuwickeln, und schon am Vormittag hatten wir einen Einsatz am Kreuzjöchl an die Bergrettung Hall übergeben da unsere Kräfte bei der Suche gebunden waren. Gemeinsam mit der Polizei, ihren Diensthunden, einer Polizeidrohne, zweier Drohnen der Feuerwehr Landeck und der Hundestaffel der Bergrettung sowie der Ortsstellen Innsbruck und vorderes Stubai nahmen wir die Suche wieder auf, auch die Feuerwehren Natters und Mutters waren wieder bereit und die Wasserrettung schickte einen Verbindungsmann. Unsere Kräfte waren gerade zu den verschiedenen Positionen in der Sillschlucht unterwegs, als eine weitere Einsatzmeldung aus der Sillschlucht kam: Person im Wasser gesichtet. Wir konzentrierten unsere Kräfte, und ebenso waren die parallel alarmierte Berufsfeuerwehr Innsbruck, der Rettungsdienst und die Libelle der Polizei unterwegs, außerdem die Wasserrettung. Bald gab es die traurige Gewissheit: wir hatten unsere gesuchte Person gefunden und leider kam jede Hilfe für sie zu spät.

Wir packten also unsere Sachen zusammen und gingen geschlagen nach Hause, auch wenn wir wussten dass wir alles Menschenmögliche getan hatten um der Gesuchten zu helfen. Noch auf dem Nachhauseweg kam ein Anruf von der Seegrube, wo sich erschöpfte Personen befanden. Zum nächsten Einsatz allerdings rief uns am Abend wiederum die Sillschlucht: betrunkene Personen waren von einer Brücke gestürzt, einer hatte sich dabei den Ellbogen gebrochen. Wir rückten erneut aus und unsere Bergrettungsärztin übernahm die Versorgung bis der Rettungsdienst eintraf. Wir hoffen jedenfalls, dass uns die Sillschlucht nicht so bald wieder ruft. (gebi)

https://tirol.orf.at/stories/3060297/

https://tirol.orf.at/stories/3060536/

Im Lagezentrum der freiwilligen Feuerwehr Natters.