Selbst hier gibt es am Abend vor Allerheiligen mittlerweile Halloween und Kinder die von Haustür zu Haustür ziehen um unter Aufsicht der Eltern Süßigkeiten zu verlangen. Wie entzieht man sich dieser Heimsuchung? Richtig, man geht auf einen Bergrettungseinsatz!
Eine Gruppe junger Münchner entschied sich am Sonntag anzureisen und den Innsbrucker Klettersteig zu gehen. Auch wenn die Sonne wunderschön geschienen hat und es in der Stadt richtig warm war, waren die Bedingungen dort oben nicht wirklich gut. Dauernder Wind mit Spitzen bis zu 70 km/h sind auf dieser Höhe immer kalt und zermürbend.
Aufgrund der Zeitumstellung wurde es auch früher dunkel und vorm letzten großen Anstieg zum Kemacher verließ die Gruppe die Kraft. Sie verließen den Klettersteig und wollten weglos in Falllinie auf die so nah wirkenden Lichter der Stadt absteigen. Dies kann auf dem Innsbrucker Klettersteig nicht gut gehen. Zum großen Glück kamen sie vor dem wirklichen Absturzgelände auf die Reste des ehemaligen Notabstiegs. Intuitiv wandten sie sich nach Osten, eigentlich wieder Richtung Klettersteig. Aber schon bald verloren sie den nichtmehr gewarteten, eigentlich nicht mehr existenten Steig. Weglos, Dunkel, Kalt, Sturm und Erschöpfung, es wurde ein Notruf abgesetzt.
Wir konnten vom Betriebsleiter der Nordkettenbahn bis zur Seegrube gebracht werden, von dort stiegen wir zügig zum Langen Sattel auf während unser Einsatzfahrzeug nachkam um uns auch wieder runter zu bringen.
An der Farbhütte am Langen Sattel überraschten wir ein junges Paar, aber nach ein Paar Worten fädelten wir in den ehemaligen Notabstieg ein und gingen nach Osten. Um 18:30 Uhr waren wir an der Ortsstelle gestartet, um 20:30 Uhr waren wir bei den Gesuchten. Zwei der Gruppe waren noch fit und konnten mit uns selbst absteigen, ein Mitglied mussten wir ans kurze Seil nehmen und es ging über das schrofige, teils unfeine Gelände zurück zum Langen Sattel. Der Fönsturm zerrte an uns und es war wirklich ungemütlich. Wieder störten wir an der Farbhütte. Dort hatte man aber aus den Restvorräten in dem Notbiwak für uns ein Paar Nudeln mit Pesto und heißes Wasser gezaubert. Vielen Dank dafür!!
Es folgte der Abstieg zur Frau Hitt Warte und die Heimfahrt mit dem Einsatzfahrzeug. Deutlich nach Mitternacht waren wir wieder in der Ortsstelle.
Belohnt wurden wir für diesen nächtlichen Einsatz durch nette, dankbare zu Rettende, durch hilfsbereite, mitdenkende Helfer auf der Farbhütte und durch grandiose Aussichten auf die in der Nacht leuchtende Stadt.
Und: Auch wenn der sogenannte Notabstieg in alten Karten noch verzeichnet ist, er wird nicht gewartet und existiert praktisch nichtmehr. Die Reste findet man nur mit sehr großer Ortskenntnis und sie sind niemals eine Option um bei Dunkelheit, Wetterumschwung oder Erschöpfung vom Klettersteig schnell runter zu kommen! (has)