Ein Bergretter der sein Leben dem Grundgedanken “anderen zu helfen”, gewidmet hat.
Walter Offner, Jahrgang 1930, hat bereits in früher Jugend den Weg in die Berge gefunden. Mit seinem Vater und mit dem Bruder war er schon mit 12 Jahren in den Felsen seiner Heimat Steiermark unterwegs.
Walter war handwerklich sehr begabt und hat sich jederzeit und überall zu helfen gewußt. Diese Eigenschaft kam ihm sehr zugute, als er in Leoben den Beruf eines “Säcklers” erlernte. Später, als er nach Innsbruck gekommen war, befasste sich Walter speziell mit der händischen Herstellung von hochwertiger Maß-Lederbekleidung. Zusätzlich war er einer der wenigen, noch mit der Kunst der Federkielstickerei vertrauten Persönlichkeiten. Es war eine wahre Pracht, wenn einer seiner Kunden (meist Freunde) das handwerkliche Meisterstück – Lederhose mit breitem, kunstvoll besticktem Gürtel – stolz ausführen durfte.
1956 kam Walter Offner in Innsbruck zur Bergrettung und hat hier bis zu seinem Lebensende ein Betätigungsfeld gefunden, das einerseits ihm selbst viel Freude und Anerkennung brachte, andererseits aber sich für die Ortsstelle Innsbruck und später für die Landesleitung der Bergrettung Tirol, als unglaublicher Gewinn herausstellte. Durch die handwerklichen Fähigkeiten konnte Walter überall dort wo es keine “übliche Lösung” eines Problems gab, mit seinem besonderen Geschick nicht nur alle möglichen Reparaturen durchführen, sondern auch bei der Entwicklung und Verbesserung von Geräten entscheidend mithelfen.
Als Gerätereferent war Walter mit allen Hilfsmitteln vertraut, die für die Rettung aus Bergnot eingesetzt wurden. Walter hielt zunächst in der Ortsstelle Innsbruck all diese Gerätschaften in bestem Zustand und kümmerte sich auch um die Ausrüstung seiner Kameraden, wenn wieder einmal etwas bei einem Einsatz beschädigt wurde. Später wurde Walter Offner in die Landesleitung berufen und dort mit der Kontrolle und der Auslieferung der BR-Geräte betraut. Durch die persönliche Übergabe der bestellten Geräte an die Ortsstellen, konnte Walter die Sinnhaftigkeit des bestellten Materials überprüfen und gleichzeitig bei der Unterbringung, mit Hinweisen auf die notwendigen Wartungsarbeiten, wertvolle Hilfestellung leisten für die Bergrettungskameraden im ganzen Land.
Werkzeug von Walter Offner – geb. 1930,
hat in Leoben den Handwerksberuf eines Säcklers erlernt.
Ganz seinem Lebensmotto entsprechend, war Walter auch hilfreich bei der Gründung und Errichtung der Ortsstelle Axams. Die Kameraden dieser Ortsstelle bezeichnen Walter Offner als ihren “Gründungsvater”. Trotz der intensiven Bemühungen in Axams, hielt Walter jedoch bis zuletzt seiner Ortsstelle Innsbruck die Treue. Auch die vielen Stunden und Tage, die Walter bei der Adaptierung der Gebäude im Jamtal mit seiner effektiven Arbeitsleistung einbrachte, werden unvergessen bleiben. Er hat damit beigetragen, dass aus den von der Tiroler Landesregierung zur Verfügung gestellten Baulichkeiten, unser Ausbildungszentrum, ein wahres Schmuckstück geworden ist.
Seine Kontaktfreudigkeit befähigte ihn viele Freundschaften aufzubauen. Dies konnte man förmlich spüren, wenn man die große Zahl von Kameraden aus ganz Tirol gesehen hat, die Walter beim Begräbnis in Hötting die letzte Ehre erwiesen haben. Erstmals waren dabei alle noch lebenden ehemaligen Landesleiter (Walter Spitzenstätter, Bernhard Anker, Dr. Norbert Wolf, Kurt Nairz) und der amtierende Landesleiter Hermann Spiegl bei einem derartigen Ereignis anwesend.
Durch die intensive Befassung mit den Rettungsmaterialien, kam Walter zu seiner Leidenschaft als Sammler alter Bergrettungsgerätschaften. Nichts wurde verworfen, alles “Ehrwürdige” hat Walter zusammengetragen und zunächst in der Ortsstelle Innsbruck, später in der Landesleitung der BR Tirol, in Telfs, in einem eigens für diesen Zweck eingerichteten “Museum”, liebevoll aufbereitet und ausgestellt. Mit Begeisterung machte Walter Führungen durch “sein Reich” und erklärte die Entwicklung der Rettungsgeräte vom Anbeginn, bis zum modernen Stand der Technik der heutigen Zeit.
Neben seiner Tätigkeit als Bergrettungsfunktionär, hat Walter Offner natürlich auch bei vielen Einsätzen im alpinen Gelände mitgewirkt und dabei manchem Verletzten die dringend nötige Hilfe angedeihen lassen. Walter wurde 1991 zum Ehrenmitglied der Bergrettung Tirol ernannt.
60 Jahre im Dienste der Allgemeinheit – ein hoch gesteckter und auch bis zum Ende seiner Kräfte durchgezogener Lebensinhalt. Walter Offner war ein Vorbild für jedes Bergrettungsmitglied.
Walter verkörperte den Inbegriff jenes Ideals, das die außerordentliche Wertschätzung eines Bergretters begründet: Es muss nicht unbedingt immer eine Lebensrettung sein, die unser Tun so wertvoll macht, es ist die jederzeitige, bedingungslose Hilfeleistung, die Walter aus tiefster Überzeugung gelebt hat. Man brauchte Walter gar nicht erst bitten behilflich zu sein, er war es sofort und ohne Erwartung einer Gegenleistung.
Walter Offner wird in unseren Herzen weiterleben.
Nachruf Adi Schwarz
Walter Offner – Bergretter mit Leib und Seele
Es macht traurig und betroffen, dass wir uns nach Gerhard Flora schon wieder von einem lieben Freund und guten Kameraden verabschieden müssen.
Als Walter aus der Steiermark zu uns in die Ortsstelle kam, erkannten wir alsbald, dass der aufrichtige Bergfreund mit Leidenschaft bei der Sache war. Handwerkliches Geschick und Ordnungsliebe waren Eigenschaften die dazu führten, ihn mit der Funktion des Gerätewartes zu betrauen. Mit großem Eifer und Gewissenhaftigkeit widmete er sich dieser Aufgabe. Neben der Instandhaltung der Geräte, wobei er Reparaturen vielfach selbst vornahm, war er stets an deren Verbesserung und Entwicklung interessiert.
Dass er daher mit Strenge darauf achtete, „seine“ Geräte in Ordnung zu halten, wurde ihm hin und wieder als schwierig im Umgang ausgelegt.
Walter war ein wertvoller, stets hilfsbereiter Kamerad und auf gut tirolerisch ein „gerader Michl“.
Bergrettung war sein Leben, dabei immer bescheiden. Im Rampenlicht zu stehen war nicht das Seine.
Alle, denen es, so wie mir, vergönnt war, ihn auf Bergfahrten und Schitouren sowie zahlreichen Einsätzen zu begleiten, werden ihn immer in lieber und lebendiger Erinnerung behalten.
Danke, lieber Walter, für alles, was Du für uns und die Bergrettung getan hast.
Adi