Verletzte Bergsteigerin am Gr. Solstein

Aus einem klassisch verregneten Sonntag wurde ein Großeinsatz der Bergrettung Innsbruck.

Das Wetter lud eigentlich nicht ein, um an diesem Tag hinauszugehen, als die Bergrettung Innsbruck von der Leitstelle Tirol zu einem Einsatz am Großen Solstein alarmiert wurde. Nach der ersten Abklärung mit der LT und der Melderin (Tochter der verunfallten Person) war klar, dass es sich um eine ernste Situation auf 2350m handelt und eine große Mannschaftsstärke erforderlich ist.

Ein erster Vortrupp eilte voraus, um die Patientin schnellstmöglich zu versorgen und eine Unterkühlung zu verhindern. Das Wetter blieb anhaltend schlecht und ein Gewitter zog auch noch direkt über das Wörgltal, wo die Mannschaft aufsteigen musste. Eines war klar: Heute ist kein Flugwetter! Inzwischen organisierten sich weitere Einsatzkräfte, um den Materialtransport vorzubereiten und rasch aufzusteigen.
Der Vortrupp konnte die Patientin und ihre Familienangehörigen rasch finden. Große Erleichterung war im Gesicht der Patientin erkennbar. Nach einem ausführlichen Bodycheck konnten wir einen offenen Unterschenkelbruch feststellen und versorgten die Verletzung entsprechend (steriler Wundverband und Schienung).


Der Einsatzleiter nützte die Gelegenheit und klärte einige Punkte vor Ort ab:

Warum geht man bei diesem Sauwetter auf den Großen Solstein?
„Vor ein paar Monaten ist man dem DAV beigetreten und hat ein paar Bergtouren unternommen. Heute wollte man einmal einen etwas höheren Berg machen! Man startete vom Solsteinhaus aus.“

Unfallgeschehen?
„Nachdem man den Gipfel erreicht hat, wollte man zur Neuen ‚Magdeburger Hütte absteigen. Zunächst über grasiges Gelände in Richtung Kleinen Solstein bis zur Weggabelung. Dort hat man sich entschieden über das Wörgltal abzusteigen. Das Gelände wurde immer steiler und der Weg felsiger und nicht mehr so leicht auffindbar. Nach einigen Metern im Abstieg rutschte die Mutter aus und stürzte 3-5m über felsiges Gelände ab und blieb dort verletzt liegen. Vater und Tochter eilten zur Mutter und sahen das rechte Bein in eine anormale Stellung. Starke Schmerzen, das immer noch schlechter werdende Wetter und die Tatsache das niemand weit und breit Hilfe leisten konnte, veranlassten die Tochter einen Notruf abzusetzen.“


Nach Eintreffen der zweiten Mannschaft konnte die Patientin auf die Gebirgstrage verlagert und für einen weiten, ruppigen Abtransport vorbereitet werden. Die Familienangehörigen stiegen mit einem Bergretter zur Neuen Magdeburgerhütte ab. Während der ersten 300Hm musste die Gebirgstrage ständig per Seil gesichert werden. Schleifend und tragend ging es talwärts durchs Wörgltal. Auf halbem Weg kam uns der nachgeforderte Arzt mit weiteren Kameraden aus der Ortsstelle Hall entgegen.

Der Arzt machte sich sofort einen Überblick über die Situation und führte noch eine Schmerztherapie durch, bevor wir, gemeinsam mit unseren Kameraden aus Hall, mit dem Abtransport fortfuhren. Wir waren sehr erleichtert durch die nun doch sehr groß angewachsene Mannschaftsstärke… BERGRETTUNG pur… schlechtestes Wetter, harte Arbeit, Hilfe in einer absoluten Notsituation und gelebte Kameradschaft!

Ein kleines Team organisierte alle wichtigen Aufgaben von der Neuen Magdeburgerhütte aus und bereitete den Weitertransport in Richtung Tal vor. In der Zwischenzeit war man mit der Patientin in den Bereich von Latschen und anschließend in den Wald gekommen. Hier ist man mit engen, steilen Passagen, Wurzeln und Felsstufen konfrontiert. Die Mannschaft arbeitete nun schon seit Stunden und war völlig durchnässt, trotzdem herrschte absolute Motivation im Team und alle Arbeiten wurden konzentriert ausgeführt.

Der Patientin ging es soweit gut und sie war, trotz des teilweise arg ruppigen Abtransports, stets gut gelaunt. Nach Stunden traf die Mannschaft bei der Hütte ein und die Patientin wurde sofort in das BR-Fahrzeug verlagert, das sie hinunter nach Zirl zur Übergabe an den Krankenwagen des Roten Kreuzes brachte.

Die gesamte Mannschaft konnte nun endlich trockene Kleidung anziehen und sich in der Hütte aufwärmen. Dabei wurden wir ALLE von den Wirtsleuten auf Getränke und warmes Essen eingeladen – ein großes Vergelt‘s Gott für die großzügige Geste!

Aufgrund des reibungslosen Zusammenwirkens von Leitstelle, Bergrettung, Arzt und den Hüttenpächtern, konnte dieser aufwändige Einsatz erfolgreich abgewickelt werden, DANKE! (bb)

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