„Heute geht’s aber zu“ sagte die Dame als wir mit dem Akja an der Olex-Talstation am Patscherkofel abschwangen. „Das ist schon der dritte Verletzte in der letzten Viertelstunde.“
Als der Verletzte kreuzfidel aus dem Akja aufstand kam sie dann doch ins Zweifeln. „Oder ist das nur eine Übung?“ Wenn Verletzte im Winter abzutransportieren sind und kein Hubschrauber zur Verfügung steht oder kein Flugwetter herrscht, dann ist nach wie vor der Akja das Mittel der Wahl. Aufgabe der Bergretter ist es, das Gerät mit der sensiblen Fracht sicher ins Tal zu bringen. Für verletzte PatientInnen soll der Abtransport möglichst schonend, aber doch zügig und gleichzeitig sicher sein. Das muss man üben.
Wir trafen uns deshalb am Patscherkofel über Innsbruck, um auf den dortigen Pisten den Einsatz der Akjas ausgiebig zu üben. Jeder sollte dabei nicht nur den Akja führen, sondern auch einmal selbst drinliegen um ein Gefühl zu bekommen, was PatientInnen in so einem Fall erleben. Bei der richtigen Bedienung geht es nicht nur um die angemessene Spurwahl. Wichtig ist vor allem auch das Zusammenspiel der BergretterInnen und die richtige technische Bedienung: wann macht es beispielsweise Sinn, die Bremskette einzusetzen und wann stört diese? Wie verteilt man die Bremskräfte zwischen vorne und hinten ideal? Unser Glück ist es, auf Bergretter zurückgreifen zu können, die die Bedienung der Akjas von der Pieke auf gelernt haben. „Seit fünf Jahrzehnten fahre ich Akja“, erklärte Hermann Zieglauer. „In der Karrinne haben wir früher auch schon einmal zwei Patienten in einen Akja gepackt, weil sich die Leute früher ja so viel mehr verletzt haben angesichts der damaligen Ausrüstung.“
Apropos Seegrube: Während wir den Patscherkofel auf und ab beübten und die einzige Verunsicherung jene der SkifahrerInnen war, die sich nicht sicher waren ob das nun eine Übung sei oder ob die Pisten wirklich so gefährlich sind wurde auf der anderen Talseite aus einer Übung Ernst: Auf der Seegrube übten gerade sechs Hundeführer der Bergrettung Tirol mit ihren Tieren, als sie die Alarmierung aus der Wattener Lizum erreichte und sie mit dem Hubschrauber in Richtung Geier geflogen wurden. Große Lawinen hatten insgesamt 13 Personen verschüttet, von denen immerhin 8 noch lebend geborgen werden konnten. Weitere Informationen zum Lawinenereignis in der Wattener Lizum auf den Seiten des Lawinenwarndienstes: http://lawinenwarndienst.blogspot.co.at/2016/02/detailanalyse-des-lawinenunfalls.html